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Im kommenden Jahr übergibt Klaus Wältermann (l.) den Betrieb an seinen langjährigen Mitarbeiter Edward Chrobok. Fotos: Wältermann

 

 

 


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Beitrag vom 13. November 2016

„Alles hat seine Zeit“, sagt Klaus Wältermann ...

... ohne Wehmut, und jetzt sei es an der Zeit, sich seiner Familie zu widmen, die all die Jahre zu kurz gekommen sei. Seit 45 Jahren arbeitet der 64-Jährige in seinem Pelz- und Ledermoden-Geschäft an
der Hauptstraße in Wanne-Nord, leitet seit 28 Jahren das traditionsreiche Familienunternehmen und war über viele Jahre „tragende Säule“ der Werbegemeinschaft Wanne-Nord – doch im kommenden Jahr will er sich aus dem Betrieb zurückziehen und diesen seinem langjährigen Mitarbeiter Edward Chrobok übergeben.

Am 1. Oktober 1895 gründete Hugo Wältermann Senior, Großvater von Klaus Wältermann, den Betrieb. 1971 übernahm Sohn Rudolf das Geschäft und auch Klaus Wältermann stieg in den Betrieb ein, dessen Leitung er schließlich 1988 übernahm.

Dem Pelz-Boom der 1970er- und 1980er-Jahre folgten magere 1990er-Jahre, in denen Pelz zu tragen als verpönt galt. „Wir handeln derzeit und auch zukünftig nicht mit gefährdeten Arten“, betont Wältermann. „Unser Pelzhandel beschränkt sich zu 85 Prozent auf Schaf, Lamm, Ziege oder Kanin, das Kaninchen.“ Aus Zucht, Wald und Weide würden die verwendeten Felle stammen, seien zum Teil Nebenprodukte der Fleischgewinnung. Und Fuchs, der vereinzelt auch noch in dem Geschäft zu finden ist, stamme nur aus kontrollierter europäischer Zucht oder aus Hege-Jagd. Ein weiteres wichtiges Standbein heute: „Das Recyceln von Altpelzen“, erklärt Klaus Wältermann. „Viele Pelze fließen mittlerweile in den Markt zurück – diese bereiten wir auf, arbeiten sie um und verkaufen sie dann wieder.“

Das Internet habe das Kaufverhalten der Verbraucher grundlegend verändert. „Früher hat man einen Einkaufsbummel in der Stadt gemacht, wenn man zum Beispiel eine Winterjacke gesucht hat“, führt Wältermann näher aus. Hätten dann mal Farbe oder Knöpfe den eigenen Vorstellungen nicht zu 100 Prozent entsprochen, sei dies nicht so tragisch gewesen. „Doch durch den Online-Handel ist die Kompromissbereitschaft geschwunden“, so Wältermann weiter.

Auf Marke Made in Germany setzen

Diesen Veränderungen begegnet Wältermann mit einer Besinnung auf sein Handwerk, ist der 64-Jährige doch Kürschnermeister, setzt der Unternehmer auf Service und die Marke Made in Germany. „Massenware aus Asien ist aus unserem Sortiment verschwunden“, so Wältermann. „Wir fertigen Maßanfertigungen aus eigenem Atelier oder durch eine Partnerfirma an.“

Am Internet komme allerdings auch der stationäre Einzelhandel heute nicht mehr vorbei, meint der 64-Jährige. So betreibt Wältermann neben einem eigenen Online-Auftritt seit Jahren auch das Tochterunternehmen Remaking-Pelzbörse GbR, über das er gebrauchte Pelze über das Internet vertreibt. Die Werbegemeinschaft Wanne-Nord hat Klaus Wältermann seit ihren Anfängen begleitet. „1971, als ich in den väterlichen Betrieb eingestiegen bin, haben wir diese mitbegründet“, erinnert er sich.

Es folgten viele Jahre, in denen er der WG als Vorsitzender vorstand oder im Vorstand tätig war. Als „tragende Säule der WG“ bezeichnete ihn Lothar Woyczechowski, Pressesprecher in Wanne-Nord, bei einer Mitgliederversammlung am 5. Juli, als Wältermann zum Ehrenmitglied der Werbegemeinschaft ernannt wurde. „Darüber habe ich mich natürlich gefreut“, betont er. Schwer falle es ihm nun nicht, sich aus seinem Betrieb zurückzuziehen.

„Ich weiß das Geschäft in guten Händen“, erklärt Klaus Wältermann, „und stehe außerdem jederzeit zur Verfügung, wenn Hilfe gebraucht wird. Denn: „Alles hat seine Zeit.“ Und jetzt sei es an der Zeit, sich seiner Familie zu widmen, die all die Jahre zu kurz gekommen sei.

13.11.2016 - Sonntagsnachrichten Herne - Nr. 46 - www.snherne.de